Besichtigung von KZ-Gedenkstätten

„Ihr seid nicht schuld an dem, was war, aber verantwortlich dafür, dass es nicht mehr geschieht.“(Max Mannheimer 1920-2016, Holocaust-Überlebender)

Am Mittwoch, den 21.09.2022, hat die FRISTO Stiftung mit Herrn Dr. Jascha März Gedenkstätten der Stiftung Bayerische Gedenkstätten besichtigt.

Herr Dr. Jascha März ist der Leiter wissenschaftliche Dienste der Stiftung und konnte uns eindrucksvoll mit seinem enormen Wissen die Historie schildern.

Besichtigt haben wir Lager X (Utting), Lager I (heutiges Gewerbegebiet Landsberg) und IV (Hurlach). Alle Lager gehörten zum Lagerkomplex Kaufering.

Utting, Kaufering X:

Diese Gedenkstätte liegt am Rande einer Wohnsiedlung. An der Abzweigung Richtung Gedenkstätte steht ein Denkmal. Über eine idyllische Wiese gelangt man zum Friedhof.

Früher war allein die Schlösser- und Seenverwaltung für die Erhaltung zuständig. Die Stiftung Bayer. Gedenkstätten kümmert sich mittlerweile um die Instandhaltung, Reinigung und Pflege und erhält Unterstützung vom Bund. Sie möchte jedoch nicht nur erhalten, sondern auch an jeder Gedenkstätte eine Informationstrias schaffen: über die Lager allgemein, über das konkrete Lager und jeweils noch Menschen, d.h. KZ-Häftlinge, vorstellen.

In Utting wurden keine Bunkerteile, sondern Betonfertigteile für den Innenausbau der Bunker hergestellt. Hier herrschte eine geringere Sterblichkeitsrate als in den anderen Lagern.

Die Gedenksteine wurden/werden von Angehörigen finanziert. Es wurde im gesamten Lagerkomplex Kaufering die Überstellung der Häftlinge nicht dokumentiert; daher sind diese Gedenkstätten keine Friedhöfe im klassischen Sinne, sondern ein Ort, der Angehörigen die Möglichkeit gibt, zu trauern.

Das Eingangstor klemmt; eine Reparatur wird mit der MSV Buchloe abgewickelt.

Landsberg, Kaufering I:

In Landsberg befand sich zwar nicht das erste Lager, jedoch das Zentrallager. Die günstige Zuganbindung, die Nähe zum Wasser (Lech) und Kies waren hierfür entscheidende Faktoren. Wie auf den Bildern deutlich sichtbar, ist dieses Lager ebenfalls völlig überbaut worden. Die Inhaftierten wurden in überdachten Löchern, die als Baracken dienten, untergebracht. Laut den Berichten der Amerikaner wurden hier 2 Gräber mit 2000 Toten gefunden; dabei bleibt offen, ob diese Zahl sich je auf ein Grab bezieht oder die Gesamtzahl abbildet. Eine Besonderheit auf dem anschließenden Friedhof, der nebenbei bemerkt direkt neben der Autobahn liegt, ist ein kleines Häuschen in die Mauer eingegliedert, das einer Kapelle ähnelt. Es handelt sich hierbei um ein Wachhäuschen, das ursprünglich Vandalismus und Unruhestiftern vorbeugen sollte.

In der Nähe ist die Welfenkaserne, die immer noch aktiv ist. Hier steht ein Bunker, an dessen Hülle Abba Naor mitgebaut hat: Weingut II.

Hurlach, Kaufering IV:

Nach Kaufering IV, dem Sterbelager, und Kaufering VII (Erpfting), dem Krankenlager, wurden Menschen gebracht, die in Utting oder den anderen Lagern nicht mehr arbeiten konnten.

Die Gedenkstätte ist gut zugänglich über einen schönen Parkplatz; neue Informationstafeln wurden aufgestellt und die offizielle Einweihung wird am 27. Mai 2023 stattfinden.

Hurlach bestand aus 70 Baracken, darunter auch kleinere, deren genauer Zweck bis heute nicht erforscht ist.

Viele Menschen aus Osteuropa, vor allem aus Ungarn, wurden hier eingesetzt.

Die Bauernhöfe nebenan – die stehen heute noch –  waren kurz vor der Befreiung Zeugen der Verbrennung der Baracken, bei der wohl auch Menschen lebendig verbrannten.

Nach der Befreiung wurde die lokale Bevölkerung von den Amerikanern gezwungen, die Opfer zu bestatten.
Der Friedhof besteht hauptsächlich aus den 2 Gruben der Massengräber.

Die Bauern vor Ort finden jedes Jahr bei Ihren Ackerarbeiten immer noch Keramikscherben mit Hakenkreuzen.
Die Scherben der Vergangenheit begleiten uns alle weiter.